… unser sohn kam im september 2009 gesund und munter zur welt. für mich stand schon immer fest, dass ich meine kinder ausschliesslich stillen werden! immerhin ist es das natürlichste der welt, es funktioniert seit millionen von jahren – wieso sollte es dann also bei mir nicht klappen und wer braucht schon die zusammengepantschte industrienahrung?!
trotz (ehemals) doppelten brustpiercings musste ich erkennen, dass der sog eines hungrigen säuglings weitaus schlimmer war, als das stechen des schmucks. OUCH!!!
ich hattte mir in der schwangerschaft alles an baby-büchern durchgelesen, was ich finden konnte – bis auf stillbücher. lediglich ein paar fotos zu stillpositionen hatte ich mir angesehen.
als ich dann dort so im krankenbett sass und den schmerz des anlegens hoch konzentriert wegatmete, musste ich mir eingestehen, dass es viell. doch etwas hilfe bedarf?
also liess ich mir zeigen, wie ich phil am besten alleine anlege und als das erst einmal selbstständig klappte, war ich ein ganzes stück beruhigter und dachte mir: “dann kann es jetzt ja richtig losgehen!” – pustekuchen!
am zweiten tag kam die überehrgeizige kinderkrankenschwester zu mir: “ihr kind kriegt anscheinend keine milch. sehen sie mal langsam zu, dass die milch einschiesst! sonst müssen wir uns was anderes einfallen lassen!”
ich war schockiert! erst über die art und weise dieser offenbar frustrierten frau. doch viel schlimmer noch der gedanke, dass ich mein kind wohl doch nicht “so einfach ernähren” kann, wie ich dachte. die selbstzweifel begannen und es wurde noch schlimmer, als dieselbe kinderkrankenschwester dann wenig später wieder ins zimmer kam und ich mich (vor den anderen müttern und deren besuch) auf einen stuhl neben das bett setzen musste, um ihr zu zeigen wie fähig oder auch nicht, ich bin mein kind anzulegen. GRAUSAM!!!
nachts lag ich heulend im krankenbett und war hin und her gerissen – “was ist wenn keine milch einschiesst? wird mein kind mir verhungern? soll ich lieber ‘abstillen’ und flaschennahrung füttern?”
ich erinnere mich heute noch genau an diese nacht. die verzweiflung und hilflosigkeit als frischgebackene mutter, die einem nur durch so hirnrissige kommentare in den kopf gesetzt werden!!!
man bekam auch kurzzeitig richtige angst vor dem stillen, weil es in dem moment so sinnlos erschien, wenn ja doch nichts rauskommt.
die ersten nächte hatte ich mein kind noch ins kinderzimmer gegeben und die nachtschwester brachte die kinder dann zum stillen ans bett. ich weiss noch genau, wie ich babygeweine hörte. dazu die rollen des babybettes, die den langen flur entlang sausten und immer näher kamen … ich lag verkrampft im bett und hoffte nur, dass es nicht mein kind sei. doch schon als die türklinke sich bewegte, wusste ich, dass es phil ist.(ich war die einzige auf dem zimmer die stillte, die flaschenbabys wurden direkt im kinderzimmer von der nachtschwester gefüttert.)
heute kann ich über diese szene, wie aus einem schlechten thriller, lachen – damals war mir alles andere als zum lachen zu mute!
am dritten tag schoss die milch endlich ein. ich musste vor und nach jedem stillen das gewicht des kinder notieren – was das stillen zu dem zeitpunkt auch nicht wirklich entspannter machte!
schon am vierten tag hatten wir unseren “alle-vier-stunden-still-rhythmus” und ich habe mich mit phil zu jeder mahlzeit ins stillzimmer zurückgezogen. die zweisamkeit und totale ruhe in diesem raum war einfach nur notwendig, um mutig mit dem kleinen zerbrechlichen wesen umzugehen. keine angst zu haben etwas falsch zu machen. man fühlte sich nicht mehr beobachtet und war somit nicht gezwungen, sofort nach hilfe zu rufen, wenn das anlegen nicht sofort klappte.
ich wollte es alleine schaffen und habe dann, gott sei dank, instinktiv alles richtig gemacht!!
phil wurde knapp 19 monate gestillt und hat zum glück nie flaschennahrung (auch nur) sehen müssen!
ich hätte gerne noch bis zum zweiten lebensjahr gestillt, jedoch war ich zum abstillzeitpunkt schon im siebten monat schwanger.
um eifersucht vorzubeugen und ihn auch ‘endlich’ aus dem familienbett zu kriegen, habe ich mich dann schweren herzens dazu entschieden ihn abzustillen. dies ging erstaunlicher weise sehr sehr good und seit er wusste, er bekommt die brust nicht mehr – schlief er nachts auch durch und musste so oder so nicht mehr zu uns ins bett zum weiterschlafen.
(ich hoffe, ich habe mich nicht allzu oft vertippt?! es sei mir verziehen es ist spät; die tastatur ist kaputt und dazu habe ich noch eine fette erkältung … aber ich wollte auch endlich mal den ersten beitrag loswerden. da kind #2 nun mal [ohne allzu oft zu weinen] schläft, wollte ich die chance endlich mal nutzen.)
das natürlichste der welt ...,
Schön zu lesen, dass du dem Schreiben deines Artikels schon entgegengefiebert hast und nun endlich Gelegenheit hattest, deine echt aufregende Erfahrung mit uns zu teilen. Danke!
Bei den Kommentaren im KH glaubt man ja, das war vor “hundert” Jahren. Auch die Tatsache, dass ihr “erfolgreich” auf einen Vier-Stunden-Rhythmus getrimmt wurdet, klingt wie aus einem falschen Film. Großartig, dass du es trotzdem gepackt hast. Toller Bericht!
Und wie läuft es mit dem neuen Baby?