….hätte ich das beim ersten doch auch schon alles gewusst, hätte ich mir gar nicht so einen Stress gemacht.
Amira kam nach fast 24 Stunden Wehen und Geburtsstillstand mit einem Kaiserschnitt auf die Welt. Ich war so fix und fertig von der Geburt und freute mich doch auf die Zeit, die jetzt vor mir lag.
Hilfe, was war ich aufgeregt! Als wir nach einer Woche Krankenhaus endlich nach Hause kamen, ging das Abenteuer Baby endlich richtig los. Alles war neu, alles war aufregend und ich so unerfahren. Die Situation mit dem Duschen kennzeichnet meine ganze Unerfahrenheit. Nachdem wir gefühlte Stunden auf dem Sofa gesessen hatten und gestillt hatten, schlief sie endlich ein. Gute Gelegenheit für mich einmal zu duschen (man wird ja so demütig mit Kind und selbst so etwas wie Duschen wird zum Höhepunkt des Tages.) Gesagt getan, ab unter die Dusche. Kaum hatte ich Shampoo in den Haaren, ging es wieder los. Sie war wach und schrie. Ich also mit Shampoo (!!) raus aus der Dusche und Kind in den Arm und weiter ging es. Ich war am Ende. Die Nächte waren auch kurz.
Amira liebte es zu kuscheln und an meiner Brustwarze zu nuckeln (am liebsten ständig und immer). Meine Brustwarzen fanden das weniger lustig und entzündeten sich dabei schneller, als ich gucken konnte. Innerhalb kürzester Zeit lag ich im Bett, hatte hohes Fieber und Schmerzen, die kaum auszuhalten waren. Meine Hebamme kam täglich und versuchte mich „bei Laune zu halten“. Leider waren keine Tipps dabei, die kurzfristig oder überhaupt halfen und so war ich froh, dass mein Mann und meine Schwiegermutter mich pflegten, so gut es ging. Da es mir wirklich schlecht ging, haben wir ihr eine Flasche mit Milchpulver angerührt und das erste, was ich dachte, als sie die Flasche getrunken hatte war „man sieht sie aber zufrieden und satt aus“. Es musste kommen, was kommen musste. Innerhalb von 10 Wochen nach Entbindung hatte ich mich mehr oder weniger selber abgestillt. Nach jeder Flasche haben wir noch lange auf dem Sofa gekuschelt, aber es war eben doch nicht mehr so innig wie vorher. Amira wurde aber ruhiger und erschien uns allen „ausgeglichener“. Vielleicht lag es aber auch an mir, weil ich ruhiger wurde. Sie wuchs aber letztendlich gesund auf und ist heute immer noch das hübscheste Mädchen und 12 Jahre alt und größer als ich! Süße, ick hab Dir lieb!
5 Jahre später kam unser Sohn auf die Welt. Beim zweiten Kind wird vieles anders und ich fand den Unterschied in meinem Geburtsvorbereitungskurs schon enorm. Die Mütter, die das erste Mal entbinden sollten, waren so was von aufgeregt und hatten 100 Fragen pro Kursstunde. Ich war auf der anderen Seite, denn ich wusste, wie es sein wird. Diesesmal konnte ich sogar Tipps geben. Nach 7 Stunden Wehen musste ein Notkaiserschnitt durchgeführt werden, weil die Herztöne von meinem Sohn schlecht waren. Egal, Hauptsache, es ist alles gut gegangen, Hauptsache, er ist gesund und munter! Und das war er! Marouan war ruhig und ein Naturtalent beim Stillen. Allerdings ging es im Krankenhaus schon los, dass meine Brustwarzen wieder wund wurden. Hier wurde mir Lanolin empfohlen, dass ich gleich benutzte und mir sehr geholfen hat. Marouan trank ohne Probleme weiter. Er war total ausgeglichen und machte alle Aktivitäten mit seiner großen Schwester mit. Egal, ob wir beim Turnen oder bei der Musik waren, er war immer dabei. Dadurch, dass er gut von der Brust trank, hatte ich nicht die Logistik mit Flaschen und Wasser mitnehmen, etc. Alles was ich brauchte, war praktisch „am Körper“. Dank des Lanolins pflegte ich meine Brustwarze immer brav, sodass sich keine Brustentzündung mehr entwickeln konnte.
Sogar eine Operation 4 Wochen nach Entbindung haben wir geschafft. Ich habe vorher Milch abgepumpt und die hat ihm der Papa dann gefüttert, als ich nicht stillen durfte wegen der Medikamente. Die Flasche fand er total doof und war froh, als er wieder seinen Platz hatte. Nach 7 Monaten haben wir dann angefangen ihm feste Nahrung zu geben und nach 14 Monaten war er abgestillt.
Ich glaube, diese beiden Stillzeiten hätten unterschiedlicher nicht sein können und ich bin sicher, hätte ich bei Amira mehr Gelassenheit gehabt, hätte ich sie genau so lange stillen können wir Marouan. Und das ist es eigentlich auch, was ich jeder mit auf den Weg geben möchte, die sich diese Berichte hier durchließt und gerade mit ihrem ersten Kind schwanger ist und sich Gedanken macht, wie sie es machen möchte. Bleibt gelassen! Nehmt euch die Zeit für euch und das Baby. Es muss nicht immer jeder zu Besuch kommen und es müssen nicht gleich alle Kurse für die Babys gebucht werden, die es auf dem Markt gibt (Babymassage, Babyschwimmen, etc.). Nehmt euch Zeit fürs Kuscheln, Stillen und einfach nur Muttersein. Dann klappt das mit dem Stillen und ihr bekommt eine total tolle Beziehung zu eurem Kind, das ihr nämlich auch erst einmal kennenlernen müsst.
Übrigens, ich war bei Marouan auch duschen und er fing genauso an zu weinen. Was hatte ich gelernt? Erst Shampoo abduschen und dann zum Kind! Keine Panik es stirbt nicht bis dahin.
Euch allen eine gute Zeit!
Liebe Souzu, es ist wahr, hätte frau doch die gleiche Coolness schon beim ersten Kind, wahrscheinlich würden alle glücklich stillen und besser schlafen können. Danke für deinen berührenden Stillbericht. Lansinah