Muttermilchspende

Muttermilch spenden? – Ja, das geht!

Für einige Wochen im September 2012 habe ich das gemacht.

Eher über einen Zufall bin ich überhaupt  darauf gestoßen, dass man (immernoch) Muttermilch spenden kann, wenn man selbst zuviel davon hat. Das war bei mir der Fall und ich habe nach einem Gespräch in meiner Stillgruppe ein wenig recherchiert. Viel gefunden hatte ich zunächst zwar nicht, aber es gibt einige kurze Artikel und ein Video zu dem Thema.

   —>   Beitrag beim ZDF

Ich hatte von Anfang an große Mengen an Milch und obwohl es mit dem Stillen direkt nach der Geburt nicht so gut geklappt hat, war die Milchmenge nie das Problem. Nach einem Wachstumsschub, bei dem meine Tochter mehr getrunken hat als sonst und sich dementsprechend auch die Milchmenge erhöht hat, ist die Produktion nicht mehr richtig zurückgegangen. Ich hatte noch mehr Milch und musste zweimal täglich zusätzlich abpumpen. Aber wohin mit der Milch? Wegschütten erschien mir zu schade und mehr als trinken kann die Kleine auch nicht. Deshalb die Recherche nach Muttermilchbanken.

Muttermilchbanken – eine antiquierte Idee?

Es gibt diese Sammelstellen oder Muttermilchbanken nur an wenigen Kliniken in Deutschland (9) und auch nur im Osten der Republik. Die Idee ist aber wieder im Kommen und zumindest in München  ist eine weitere Stelle in Planung. Die nächstgelegenen Kliniken – von Berlin aus – sind Potsdam und Frankfurt Oder; Berlin hat tatsächlich kein einziges Krankenhaus, in dem eine Muttermilchstelle existiert.

   —>   Liste der Muttermilchbanken

Die Vorschriften und Kriterien zum Spenden sind streng, aber sinnvoll. Prinzipiell spenden darf jede Frau, wenn sie gesund ist, keine Medikamente nimmt, sich nicht vegetarisch/vegan ernährt und bereit ist, die Milch unter penibel hygienischen Standards abzupumpen und aufzubewahren. Außerdem darf man nur spenden bis das eigene Kind vier Monate alt ist, da sich die Zusammensetzung der Milch mit zunehmendem Alter des Kindes ganz natürlich dessen (Ernährungs-) Bedürfnissen anpasst und somit nicht mehr zur Verwendung in der Klinik geeignet ist.

Dort wird die gespendete Muttermilch nämlich in der Frühchenstation eingesetzt. Wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen, dass auch für zu früh geborene Kinder Muttermilch die beste Ernährung ist und guten Einfluss auf die Entwicklung der Kleinsten nimmt – viel besser als  es eine Formula-Nahrung  könnte. Klar, wie sollte ein künstliches Produkt, das es seit etwa 50 Jahren gibt, besser sein als ein natürliches Produkt, das seit Anbeginn der Menschheit – also mehrere Millionen Jahre  – existiert?! Die Mütter der Frühchen haben oftmals (durch die viel zu frühe Geburt) nicht von Anfang an Milch für ihre Kinder. Sie werden dann unterstützt damit die Produktion in Gang kommt und es bald klappt, das eigene Kind selbst zu ernähren. Bis es soweit ist, hilft dann die gespendete Muttermilch aus.

Diese wird nach der Spende mikrobiologisch untersucht und anschließend pasteurisiert, damit wirklich keine Gefahr für die empfindlichen Kleinen besteht, mit Keimen und Bakterien in Berührung zu kommen. Erst nach einer abschließenden Blutuntersuchung der spendenden Mutter wird die Milch schließlich freigegeben und verabreicht.

besondere Hygiene zu Hause

Schon zu Hause mussten wir genauste Vorschriften zur Sauberkeit einhalten, also z.B. zuerst die Hände gründlich waschen und mit Papiertuch abtrocknen, Abpumpset unter Abdeckung aufbewahren, Milch abpumpen und gleich einfrieren bei -18°C. Dazu vorsterilisierte Glasflaschen der Klinik verwenden, Deckel nicht auf der Innenseite ablegen sondern mit der Öffnung nach oben; ein Teströhrchen abfüllen und schließlich Milchflasche und Teströhrchen identisch beschriften mit Namen, Datum und laufender Nummer. Dann muss das Pumpset auseinandergenommen und zwei Mal gespült werden, bevor es abgewaschen oder in Spüllösung gelegt wird. Später, aber mindestens ein Mal pro Tag muss das Set dann für 5 Min. ausgekocht werden um es zu desinfizieren.

Einmal in der Woche kommt dann ein Fahrer vorbei, der die gefüllten Flaschen abholt und zur Milchküche der Klinik bringt, wo dann die Tests durchgeführt werden und die Milch haltbar gemacht wird. Zum Klinikum musste ich persönlich nur ein Mal zu Beginn und ein Mal zum Ende des Spendezeitraums um mir Blut abnehmen zu lassen. Das wird dann abschließend untersucht, denn man kann ja nie wissen, ob man sich nicht doch eine Infektion eingefangen hat, die man selbst nicht so richtig bemerkt hat.

Trotz allem Aufwand habe ich es gern gemacht, denn die Milch war ja da. Abgepumt hätte ich auch, schon um mir selbst eine Erleichterung zu verschaffen. Schon aus dem St. Joseph Klinikum kannte ich elektrische Milchpumpen, die wir dann auch einige Zeit zu Hause hatten und fand, dass sie gut funktionierten. Nachdem die Ausleihfrist dafür abgelaufen war, habe ich mich für eine manuelle Pumpe entschieden. Das reicht mir für zu Hause völlig aus, denn ich pumpe ja nicht zur Anregung des Milchflusses sondern zur Erleichterung. Gerade nachts, wenn das Kind schläft wird der Druck sonst nämlich unangenehm und irgendwann läuft die Milch dann einfach aus. Das ist auch unpraktisch.

Empfehlung: Doppelpumpset mit 150ml-Flaschen

Bei allem Aufwand hat mir mein Partner immer geholfen und mich toll unterstützt. Der fleißige Papa musste viel abwaschen und oftmals musste er einspringen, wenn es ums Saubermachen und Desinfizieren ging. Das hat auf jeden Fall dazu beigetragen, dass alles so gut geklappt hat und wir innerhalb von dreieinhalb Wochen über 6 Liter Milch für die Klinik sammeln konnten. Wir sind stolz und froh, damit hoffentlich vielen kleinen Mäuschen helfen zu können, die “eine Extraportion Milch” dringend nötig haben.

Ich habe mich im Nachhinein erkundigt, ob alles okay war, also die Milch verwendet werden kann. Das war sie. Juhu! Nebenbei hat mir die Schwester dann erzählt, dass sie zur Zeit ein sehr kleines Frühchen da haben, das 8 Mal am Tag 2ml bekommt. Ansonsten bekommen sie etwa 10ml bis 20ml pro Mahlzeit. Also kann man wohl davon ausgehen, dass noch vielen kleinen Mäusen mit unserer gespendeten Milch geholfen werden kann.

Stillende Mütter, spendet!

In diesem Sinne möchte ich euch stillende Mamis ermutigen, wenn ihr viel oder zu viel Milch habt, überlegt euch, ob ihr nicht auch spenden wollt und könnt. Es kommt den Kleinsten sehr zugute und macht einen überschaubaren Aufwand. Das Gefühl ist jedenfalls sehr gut hinterher – ein Glücksgefühl, etwas sehr Gutes getan zu haben!

Ich habe über dieses Thema auch in meinem Blog geschrieben und stehe euch gern bei Fragen zur Verfügung.

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Stillen will gelernt sein

Ich habe Ende August unseren Sohn zur Welt gebracht. Bei der Geburt hat er sich leider eine Kephalhämatom zugezogen, das zu einer Neugeborenengelbsucht führte. Das hieß 12 Stunden Lichttherapie plus Still- und Wickelpausen. Er war schlapp und nahm mehr ab, als er sollte/durfte, denn durch den psychischen Stress wollte meine Milch nicht so recht fließen. Aber dank der netten Schwestern habe ich immer wieder versucht ihn anzulegen. Als wir nach gut einer Woche entlassen wurden, klappte es schon recht gut mit dem Stillen.

Zuhause gewöhnten wir uns immer mehr aneinander und spielten uns als Still-Team gut aufeinander ein. Ich stillte nach Bedarf und Gefühl. Das klappte bis zum ersten Wachstumsschub ganz gut. Dann ging es los mit zunehmender Unruhe und Dauerschreien. Ich legte ihn immer öfter an und er wurde immer wütender. Nachdem ich meine Hebamme um Rat fragte, meinte sie, füttere einmal ein Fläschen zu, ich glaube der Kleine hat einfach noch Hunger. Und, siehe da, sie hatte Recht. Das machte mir noch mehr zu schaffen. Da war ich immer parat und fütterte/stillte nach Bedarf und es reichte nicht. Sie gab mir den Tipp ihm abends (wenn es besonders schlimm mit dem Schreien ist) ein Fläschen Pre-Nahrung zu geben und dann alternativ abzupumpen.

Mein Mann besorgte eine Pre-Nahrung und wir fütterten ihn abends damit. Er war glücklich und entspannt und ich konnte mich abends auch wieder ruhiger mit ihm einspielen.

Das Abpumpen an sich war jedoch gar nicht so einfach. Erst kamen nur Tropfen und ich hatte große Mühe eine gewisse Menge zu erpumpen. Aber nach einiger Zeit klappt es jetzt richtig gut. Abends bekommt er die abgepumpte Milch per Flasche vom Papa und schläft mit knapp 7 Wochen nun schon 7-9 Stunden. Da dann aber meine Brüste durch das fehlende Stillen ziemlich schmerzen, pumpe ich in der Nacht ab. Ich kann mittlerweile sogar Muttermilch einfrieren, um Vorräte anzulegen :)
Die Pre-Nahrung kommt nur noch für unterwegs mit, wenn ich mal nicht so einfach stillen kann oder Papa mit dem Kleinen eine Tour ohne Mama macht. Glücklicherweise wird die Pre-Nahrung dann kaum gebraucht. Aber ich bin beruhigt zu wissen, dass er sie auch trinkt und wir eine Alternative haben.

Eigentlich hatte ich vor nur 4 Monate zu stillen, aber da es derzeit so gut mit uns klappt überlege ich doch noch länger weiter zu machen. Aber das werde ich nach Gefühl entscheiden, wenn es soweit ist und wenn ich sehe, wie viel eingefrorene Milch bis dahin im Gefrierschrank lagert. :)

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