Mein Sohn kam 2010 nach einem Geburtsstillstand leider per Kaiserschnitt zur Welt. Im Krankenhaus wurde ich sehr gut unterstützt: Er wurde quasi sofort angelegt, wir hatten Zeit zum Bonding und auch in den Tagen danach waren die Schwestern der Station bemüht und gaben jederzeit Tipps. Alles lief dann auch bestens.
Das einzige Problem in den ersten Wochen war die Tatsache, dass mein Sohn mich sozusagen auch als Schnuller “missbrauchte” und er sehr oft und sehr lange einfach nur an der Brust nuckelte. Ich bin fast verrückt geworden, mir tat alles weh, aber ich war fest entschlossen, mein Kind in der Säuglingsphase zu stillen. Zusätzlich dazu ging mir meine Mutter extrem auf die Nerven mit Kommentaren wie “ist das denn so richtig” etc., die aber gottseidank meine Hebamme entschärfen konnte. Meine Brustwarzen waren teilweise richtig blutig-wund, aber mit Brustwarzencreme und Durchhaltevermögen ging es. Ich hatte immer zwei frühere Arbeitskolleginnen vor Augen: Die eine hatte von Anfang an nicht gestillt und war extrem fertig von den Nächten gewesen. Die andere hatte gestillt und war entspannt. Letztere war also mein Vorbild.
Nach einiger Zeit spielte es sich ein und es wurde deutlich besser, als wir nach ca. 6 Wochen einen Schnuller einführten. Ich hatte auch keine Schmerzen mehr in der Brust wie am Anfang und konnte relativ gut schlafen, bzw. machten die kurzen Stillunterbrechungen mir nicht viel aus. Ungefähr in dieser Zeit kaufte ich mir auch eine Handpumpe zum Abpumpen, um mal wieder rausgehen zu können. Zusammengefasst läßt sich sagen, dass das eine sehr frustrierende Erfahrung wurde und ich langsam Panik bekam, da ich nach dem Mutterschutz wieder Vollzeit in den Job einsteigen wollte und dort ja abpumpen wollte. Mit der Handpumpe dauerte es einfach viel zu lange, war unbequem und nervig. Die Erlösung kam durch eine elekrische Doppelpumpe, die ich mir gönnte – meiner Meinung nach der beste und wichtigste Kauf der gesamten Babyzeit meines Sohnes!
Mit der neuen Pumpe “lief” es wie am Schnürchen. Die Milch froren wir in Muttermilchbeuteln ein. Verfüttert wurde das Ganz ausschließlich von meinem Mann, der die Betreuung in den ersten Monaten meiner Berufstätigkeit übernahm. So hatten wir in jedem Fall keine Probleme mit der gefürchteten “Saugverwirrung” des Kindes. Bei mir gab es immer nur “Brust”, beim Papa Fläschchen. Da mein Sohn gerne kleinere Portionen trank, haben wir auch im Fläschchen kleine Portionen verfüttert. Ich persönlich bin der Meinung, dass diese ganzen Angaben über die Stillmahlzeiten stark von der Nahrungsmittelindustrie und den Fläschchengrößen beeinflusst sind. Bzw. auch von dem Bequemlichkeitsaspekt, das Kind mit einem Riesenfläschchen vollpumpen zu können, damit man längere Zeit Ruhe hat. Ich will niemanden verurteilen, aber unser Weg waren eher mehrere kleinere Muttermilchmahlzeiten, zumindest am Anfang.
Der Wiedereinstieg in den Job klappte auch problemlos. Ich habe ein eigenes Büro, so dass ich zwei Mal täglich mit der Doppelpumpe abpumpen konnte. Ich meine, es war immer so gegen 11 Uhr und 15 Uhr. Ich benötigte dafür jeweils maximal ca. 20 Minuten inkl. Vor- und Nachbereitung. Die Milch wurde im Kühlschrank gelagert, gekühlt nach Hause transportiert und dort portionsweise eingefroren. Dann musste noch das komplette Equipment für den nächsten Tag sterilisiert werden. Mein Mann war auch ganz begeistert vom Muttermilchfüttern, da er nur die Beutelchen in warmem Wasser aufwärmen musste. Das geht im Zweifelsfall immer schneller als dieses Ganze Wasser kochen, abkühlen lassen, mischen etc. Ich hatte immer einen gewissen Sicherheitsvorrat eingefroren, so dass ich auch auf Tagungen fahren konnte, ein paar Mal sogar mit Übernachtung. Vor Ort habe ich eben in einem Nebenraum, aber auch mal auf der Toilette und im Zug-WC abgepumpt (ganz toll; was wohl die Leute gedacht haben? Toilette lange blockiert und man hört nur komische rhythmische elektrische Geräusche ).
Nach ca. 4 Monaten fingen wir langsam mit Beikost an. Ich hatte mir kein festes Ziel gesetzt, wie lange ich stillen wollte. Für die Immunabwehr waren die ersten Monate für mich gesetzt. Den Ausschlag zum Abstillen hat letztlich mein Sohn gegeben, der immer aktiver wurde. Als wir eines Abends im Bett lagen und ich ihn stillte und er sich dann umdrehte und wegkrabbelte, dachte ich: Jetzt könnte man auch mal aufhören. Wir haben dann ganz langsam abgestillt und kamen insgesamt auf ziemlich genau 8 Monate.
Rückblickend kann ich sagen, dass der ganze Ablauf für uns genau richtig war. Ich bilde mir auch ein, dass es meinem Sohn sehr gut getan hat. Er war und ist quasi nie krank. Ich selbst wurde nicht gestillt und hatte mein Leben lang Probleme mit insbesondere Erkältungskrankheiten. Leider hatte ich in der Zeit nach dem Abstillen und mit Beginn der Krippenbetreuung auch wieder viele Probleme mit Infekten. Mir war es nicht so klar, aber mein Haus- und mein Frauenarzt sagten mir, dass das Stillen natürlich für die Mutter immunologisch eine gewisse Belastung darstellt. Wir geben ja unsere Abwehrstoffe an das Kind weiter.
Wie dem auch sei: Ich würde es immer wieder so machen, denn man will ja seinem Kind die besten Startchancen geben. Jetzt stehe ich kurz vor der Geburt meines zweiten Kindes und ich muss sagen, ich freue mich schon auf das Stillen bzw. auch auf meine tolle Elektropumpe
Ich kann allen Müttern nur raten: Laßt Euch nicht entmutigen und geht Euren Weg! Eure Kinder werden es Euch danken.